KI-Sicherheitsfilter: Warum die Vermeidung von Falschaussagen zu Unsichtbarkeit führt
Nikolai Schöbel
17. August 2025 · 7 min Lesezeit
Das Risiko der Unsichtbarkeit in der KI-Ära
Das größte Geschäftsrisiko im Zeitalter generativer KI ist nicht eine negative Erwähnung, sondern die vollständige Abwesenheit in den Antworten der Modelle. Wenn ein KI-System auf eine relevante Nutzerfrage mit „Dazu liegen mir keine ausreichenden Daten vor“ reagiert, bedeutet dies die digitale Inexistenz für den potenziellen Kunden in diesem spezifischen Entscheidungsmoment. Dieses Verhalten ist kein Fehler, sondern das Resultat interner Qualitäts- und Sicherheitsfilter. KI-Systeme sind darauf ausgelegt, das Risiko von Falschaussagen zu minimieren und folgen dem Prinzip: Im Zweifel wird keine Antwort generiert, anstatt eine potenziell fehlerhafte Information zu verbreiten.
Die internen Sicherheitsmechanismen von Sprachmodellen
Um in KI-Antworten prominent platziert zu werden, müssen Unternehmen die Logik der systeminternen Kontrollmechanismen verstehen und ihre Daten entsprechend aufbereiten. Zu den wichtigsten Filtern gehören:
- Die Halluzinationsbremse: Liegen zu einem Thema zu wenige oder widersprüchliche Datenpunkte vor, unterlässt die KI eine konkrete Aussage, um die Generierung von Fakten, die nicht durch die Trainingsdaten gedeckt sind (sog. Halluzinationen), zu vermeiden.
- Der Defamation-Guard (Schutz vor übler Nachrede): KI-Systeme formulieren keine negativen Urteile über Entitäten, wenn diese nicht durch eine breite und verifizierbare Datenbasis gestützt sind. Das Fehlen negativer Signale ist jedoch kein positives Signal; nur die explizite Nennung positiver, belegbarer Eigenschaften führt zu einer Empfehlung.
- Die Aktualitätsprüfung: Die Relevanz von Daten ist zeitabhängig. Veraltete Informationen, abgelaufene Zertifikate oder mehrere Jahre alte Auszeichnungen werden im Ranking stark abgewertet oder gänzlich ignoriert.
- Das Gebot der Quellenvielfalt: Eine einzelne, isolierte Erwähnung ist selten ausreichend. Das System sucht nach einer Konsolidierung von Informationen aus mehreren, voneinander unabhängigen und autoritativen Quellen.
Checkliste für den KI-Plausibilitätstest
Mit der folgenden Checkliste können Unternehmen die „Signalstärke“ ihrer digitalen Präsenz für KI-Systeme auditieren:
- Datenaktualität: Wann wurden zentrale Unternehmensdaten (z.B. Öffnungszeiten, Adressen, Produktpreise) zuletzt systemübergreifend validiert und aktualisiert?
- Quellendiversifikation: Existiert ein diversifiziertes Profil an Erwähnungen in relevanten Branchenverzeichnissen, Fachmedien und Bewertungsplattformen?
- Lokale Signalstärke: Ist das Google Business Profile vollständig und sind die NAP-Daten (Name, Address, Phone) über alle Plattformen hinweg absolut konsistent?
- Beweisdichte: Sind genügend verifizierbare Fakten (z.B. technische Daten, Zertifikate, Fallstudien) online verfügbar, um die Halluzinationsbremse zu überwinden?
Fazit: Die Beweislast liegt beim Unternehmen
Die grundlegende Erkenntnis ist ein Paradigmenwechsel: Unsichtbarkeit ist der Standard, Sichtbarkeit die Ausnahme, die durch eine proaktive Datenstrategie erarbeitet werden muss. Ein Mangel an ausreichenden, aktuellen und durch multiple Quellen bestätigten Daten wird von der KI als Risikosignal interpretiert, das zur Nicht-Erwähnung führt. Das Ziel muss sein, ein so klares und konsistentes Datenprofil zu schaffen, dass eine Empfehlung für die KI die risikoärmste und relevanteste Option darstellt.
Über Nikolai Schöbel
CEO & Gründer
Nikolai ist der Gründer von VisibilityScore. Seine Vision ist es, Marketingagenturen die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie benötigen, um im Zeitalter der künstlichen Intelligenz erfolgreich zu sein.